Der Mix machts aus!
825 Kilometer. Davon 651 Kilometer in der klassischen Technik. Das zeigt aktuell mein Langlauf-Kilometerzähler der Saison 2021/2022 an.
Nach einer ausgedehnten Trainingspause im Herbst 2021 machte ich für mich ein Status-Update. Obwohl die Anzahl meiner Jahre im Elite-Nationalkader zweistellig wurde, waren meine Rangierungen an WM-, EM- und Weltcup-Rennen in der Saison 2021 nach wie vor öfters einstellig (6x von 9x). Die Ränge waren allerdings eher im Bereich 6-8 anstatt im Bereich 1-3. Habe ich es drauf, mich nochmals WM-Medaillengewinner nennen zu können? Letzten Herbst kam ich zum Schluss, dass ich mir diese Frage bis spätestens im Jahr 2023 beantworten will. Dann nämlich werden im Juli in der Schweiz (in Flims) die OL-Weltmeisterschaften ausgetragen.
Klar, auch die Wettkämpfe der internationalen OL-Saison 2022 (Sprint-WM in Dänemark, "Wald"-EM in Estland, Heim-Weltcup in Davos) reizen mich. Aber Futter um Pläne zu schmieden fürs Wintertraining 2021/2022 bot der Rennkalender 2022 für mich nicht wirklich. Darum fasste ich einen Entschluss: ich will am 19. März am «Birkebeinerrennet» in Norwegen, einem traditionsreichen Langlauf-Rennen in der klassischen Technik über 54km, am Start stehen und meine Haut möglichst teuer verkaufen. In meinem gewohnten OL-Umfeld im Winter Trainingsstunden sammeln, jedoch gewürzt mit Langlauf-Training, genau das motiviert mich momentan.
Ein “normaler” Mittwoch kann darum bei mir aktuell etwa so aussehen: In den Morgenstunden 21 Kilometer auf den Langlaufskis auf der Schwedentritt-Loipe in Einsiedeln. Dann gibt es 4-5 Arbeitsstunden als Umweltingenieur für EBP. Und am Abend wartet ein knackiges Intervall-Training auf der Bahn mit längeren Belastungen (2400m - 2000m - 1600m - 1200m - 800m) zusammen mit Kollegen vom Nationalen OL-Leistungszentrum auf mich.
Um in Norwegen nicht ins kalte Wasser geworfen zu werden, habe ich vor zwei Wochen im Engadin anlässlich der La Diagonela (55km klassisch) Langlauf-Wettkampfluft geschnuppert. Die letzten 10km dieses Rennens waren wahrlich eine Grenzerfahrung... Wenn die Arme schon längst "Mus" sind, die Steigungen nur noch steiler werden, der Schnee aber immer weniger griffig, sogar den Beinen langsam die Kraft ausgehen und der Rumpf das System nicht mehr zusammenhalten kann - genau dann ist der Fokus auf eine gute Technik wichtig. (So oder ähnlich gilt das im Übrigen auch an einer OL-Langdistanz!) Jedenfalls war ich froh ums Erreichen der stimmungsvollen Ziellinie in Zuoz nach 3h24 Laufzeit.
Trotz etwas mehr Langlauftraining bin ich natürlich nach wie vor ein OL-Läufer-Profi. Ich will mir im starken Schweizer Team einen Sprint-WM-Platz ergattern - und an der WM in Dänemark Ende Juli dann meine PB von letztem Jahr (6. Rang) verbessern. So gehört auch mal eine Crosslauf für die Tempohärte zum abwechslungsreichen Wintertraining. Wertvoll war zudem das Sprint-Trainingsweekend in der Westschweiz mit den Schweizer Nationalkader-Kollegen.
Daneben schiele ich jedoch wie gesagt bereits etwas Richtung Saison 2023. Motivieren für einen soliden Trainingsaufbau mit guter Ausdauerbasis will ich mich mit Zwischenzielen – und da kommt die Idee gerade recht, durch ein Langlauf-Rennen dem Wintertraining etwas Würze zu verleihen.
Ganz noch dem Motto: Der Mix machts aus!